Einfach Bauen 1 – Simulieren, Optimieren, Vergleichen: Ganzheitliche Strategien für energieeffizientes, einfaches Bauen – Untersuchung der Wechselwirkung von Raum, Technik, Material und Konstruktion

Bearbeiter: Dipl.-Ing. Charlotte Thiel
Förderer: Forschungsinitiative ZukunftBAU
https://www.einfach-bauen.net/

Bauen ist zu komplex, als dass es eine simple Formel dafür gäbe, wie man „einfach“ baut. Jedes Bauprojekt hat spezielle Randbedingungen, die es zu beachten gilt (z.B. die verfügbare Energiequelle, Art und Ausrichtung des Grundstücks etc). In „Einfach Bauen“ wird ein Leitfaden entstehen, der bis ins Detail Vorschläge für die Konzeption eines einfach gebauten Hauses macht.

Einige Überlegungen sind dabei allgemeingültig:

Das Haus

Die Einfachheit eines Gebäudes in Hinblick auf geringe Wartung und geringen Energiebedarf beginnt beim Städtebau. Urbane Bauformen, d.h. mehrgeschossig und kompakt, sparen Hüllfläche und damit Energie sowohl in der Erstellung als im Verbrauch. Hohe Dichte führt zu Effizienz und Synergie bei Flächenverbrauch, Erschließungsaufwand und dem Verkehrsaufkommen durch Errichtung und Nutzung. Der Glasanteil des Gebäudes sollte so maßvoll bemessen sein, dass ein ausgewogenes Verhältnis aus Tageslichteinfall, solarem Eintrag und Wärmeverlusten erzeugt wird. Dadurch kann dann auch auf zusätzlichen Sonnenschutz oder gar energetisch unsinniges Sonnenschutzglas verzichtet werden. Eine Dämmung des Gebäudes über den aktuellen Standard hinaus schafft bei mehrgeschossigen, kompakten Gebäuden kaum weitere Energieeinsparung und ist ökologisch und ökonomische nicht sinnvoll.

Der Mensch

Niedrigenergiekonzepte setzen meist auf Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, um die Wärmeverluste, die durch die notwendige Frischluftversorgung der Wohnräume entstehen, zu verringern. Sofern diese Systeme von den Bewohnern verstanden und akzeptiert werden, ist auch eine höhere Wahrscheinlichkeit gegeben, dass der Nutzer z. B. bei der Fensterlüftung entsprechend verhält. Die Untersuchungen haben gezeigt, wie negativ sich ein davon abweichendes Nutzverhalten auf die Energiebilanz während der Nutzung auswirken kann. Es erscheint sinnvoll, Anstrengungen in die Aufklärung des Nutzers zu investieren und gleichzeitig nur technische Systeme zu verwenden, die auch bei einem abweichenden Verhalten des Nutzers noch ausreichend robust sind, um die angestrebten Ergebnisse zu erzielen.

Die Zeit

Viele Gebäude bleiben lange erhalten, auch wenn dies selten bei der Planung bedacht wird. Um sie langfristig nutzen zu können, sollten Veränderungen möglich und daher bereits im Planungsprozess angedacht sein. Flexible Grundrissstrukturen ermöglichen Wechsel in der Nutzung. Alterungsfähige Oberflächen garantieren die Langlebigkeit der Gebäude. Durch die Trennung von Haustechnik und Baukonstruktion können veraltete Techniksysteme leichter ersetzt werden. Grundsätzlich ist auf eine einfache, durch handwerkliche Methoden wieder lösbare Fügung der Bauteile zu achten. So muss nicht eine Spezialfirma für die Renovierung und Instandsetzung von Gebäuden herangezogen werden. Auch ein handwerklich begabter Nutzer kann selber Schäden reparieren und Bauteil austauschen – Einfach mal Bauen!